Reflexbasierte Elektrotherapie „Incedo“: Neue Hoffnung bei neurologischen Funktionsausfällen

Schlaganfälle, Querschnittlähmungen und Multiple Sklerose (MS) gehören zu den Erkrankungen, die oft schwerwiegende Funktionsstörungen des Bewegungsapparates hinterlassen. Für Betroffene bedeutet dies nicht selten eine drastische Einschränkung der Lebensqualität.

Die medizinische Forschung bietet Hoffnung

Die funktionelle Elektrostimulation hat sich als eine vielversprechende Methode etabliert, um verloren gegangene Funktionen wiederherzustellen und die Mobilität zu verbessern. „Gerade mit der reflexbasierten Elektrotherapie ‚Incedo‘ gelingen uns zuverlässig Therapieerfolge, um Patienten zu unterstützen und Bewegungsabläufe durch Training zurückzugewinnen“, erklärt Patrick Vaz Gomez, Physiotherapeut in der Praxis Lamprecht in Kirchheim/Teck.

Der erfahrene Teamleiter der praxiseigenen Abteilung Neurologie hat das Potential dieser Methode erkannt und erklärt die Wirkungsweise: Muskelfunktionen werden durch körpereigene Impulse durch Nervenbahnen geleitet und angesteuert. Diese Impulse sind bei den benannten neurologischen Erkrankungen gestört. Bei der Elektrotherapie wird der fehlende Impuls deshalb von außen initiiert. Bei der reflexbasierten Therapie wird allerdings nicht der Muskel direkt stimuliert, sondern durch einen Reflex ausgelöst.

Patrick Vaz Gomez, Physiotherapeut in der Praxis Lamprecht in Kirchheim/Teck, führt die Patienten mit "Incedo" zu Therapieerfolgen.

©Praxis HSH Lamprecht

Entscheidend ist dabei der Reiz im richtigen Moment.

Über eine Elektrode unter der Ferse wird, sobald der Patient den Fuß hebt, ein Reiz initiiert. Dadurch wird ein Beugeimpuls auslöst, der das Knie hebt und so den Schritt unterstützt.

Patrick Van Gomez erklärt:

"Es gibt bereits viele Methoden und Hilfsmittel für den Fußheber. Der Ansatz von ‚Incedo‘, den Hüftbeuger reflexhaft auszulösen, um damit das Knie zu heben, ist innovativ und aktuell einzigartig. Ursprünglich für Schlaganfallpatienten entwickelt, haben wir früh das Potential für Patienten mit MS und inkompletten Querschnitt erkannt und nutzen das Verfahren seit zwei Jahren erfolgreich.“

In der Praxis behandelt Vaz Gomez mit seinem Team alle Altersstufen mit einem breiten Spektrum an Symptomen und Funktionsausfällen. „Sobald die Diagnose feststeht und Restfunktionen da sind, besteht unsere Aufgabe darin, gemeinsam mit dem Patienten die geeignete Therapiemethode festzulegen – ganz nach unserem Motto: Stärken stärken, um Schwächen zu schwächen. Ziel ist es, den Bewegungsablauf wieder in Gang zu bringen. Dabei ist die Methode individuell vom Patienten abhängig. Grundsätzlich kommt es auf viele Wiederholungen an, damit das Gehirn den Bewegungsablauf wieder erlernen kann.“

Deutlich höherer Trainingseffekt mit „Incedo“

Über die reflexbasierte Elektrotherapie „Incedo“ kann der Patient seine Schrittzahl deutlich erhöhen und damit den Trainingseffekt steigern. Damit wird das Gehen im Hinblick auf Ausdauer und Geschwindigkeit verbessert und das Gleichgewicht trainiert. Trainiert wird in intensiven Einheiten und kurzen Zeiträumen. Diese Methode wird im ambulanten und im stationären Bereich und von erfahrenen Fachleuten durchgeführt.

Multiprofessionelle Zusammenarbeit und anschließende Versorgungskonzepte mitdenken

Je nach Erfolg schließt sich an die Therapie eine Hilfsmittelversorgung wie z.B. eine Orthesenversorgung an, die den Patienten dauerhaft unterstützt und stabilisiert. Dafür kommen regelmäßig Orthopädie- und Rehatechniker in die Praxis.

Mehr dazu auf der REHAB 2025

Vaz Gomez ist vom Erfolg dieser Therapie überzeugt und wünscht sich, dass deutlich mehr Patienten von diesem Verfahren profitieren können. „Dafür benötigen wir deutlich mehr Anwender, um evidenzbasiert therapieren zu können.“ Er freut sich darauf, diese Therapie im Rahmen des CON.THERA Kongresses während der Fachmesse REHAB 2025 in Karlsruhe einem Fachpublikum vorstellen zu können.

Vaz Gomez wird die reflexbasierte Elektrotherapie "Incedo" am 24. Mai 2025 im Rahmen des CON.THERAs vorstellen.

Foto: Jürgen Rösner, Messe Karlsruhe



Der Vortrag findet im Modul 5 - Neue Perspektiven in der Neurorehabilitation I, am Samstag, 24. Mai 2025, von 8:30 bis 9:15 Uhr statt.