26.04.2023
Florida 2022 – Zwei Wochen spektakuläre Normalität
Wie ist es, als Rollstuhlfahrer zwei Wochen durch Florida zu reisen? Welche Hürden gibt es? Wie rollstuhlgerecht sind Verkehrsmittel und Einrichtungen? Ein Erfahrungsbericht von Matthias Fuchs von Guidzter.
Ziemlich aufgeregt starten meine Frau und ich in diesen Urlaub, denn seit drei Jahren ist es der erste, den wir wieder ohne Wohnmobil machen. Direkt an der Wohnungstür fängt unsere Reise an, mit der S-Bahn zum Flughafen.
Barrierefreies Zimmer? Na klar!
Key West – Spektakulär ist die Fahrt über die Brücken des Overseas Highway, mitten durchs Meer hindurch. Am Hotel haben wir ein Déjà-vu, denn Hühner und ein Gockel marschieren über den Parkplatz. Das erinnert uns an die Insel Kauaii, dort laufen diese Tiere auch einfach frei herum. Viele Fragen stellen sich in den USA einfach nicht. Barrierefreies Zimmer, rollstuhlgerechter Shuttle Bus – na klar! Diese Sorglosigkeit ist fast ungewohnt und trägt dazu bei, dass sich echte Entspannung im Urlaub breit macht.
Wir hüpfen nicht einfach von Hotel zu Hotel, sondern suchen uns immer Abenteuer, wie den Everglades Safari Park. Erneut ist es ein Moment, in den es mir außergewöhnlich positiv auffällt, dass alles normal ist. Es ist normal, dass ein Mensch im Rollstuhl im Propellerboot mitfahren möchte. Es ist normal, dass ich mir alles in diesem Park anschauen kann, ohne Treppen und Stufen. Es ist normal, dass es eine behindertengerechte Toilette gibt. Das alles macht es ungemein leicht, die so einzigartige Natur der Everglades zu bestaunen. Die Alligatoren, die vielen Vögel und die wunderbaren Pflanzen mit dem Wasser überall.
Miami - Mit seinen Hochglanzfassaden ist es der krasse Gegensatz dazu. Der Ocean Drive im berühmten Art Deco Stil ist in der Dämmerung und nachts eine besondere Attraktion. Aufs neue zeigt sich Florida in den buntesten Farben.
Am Black Friday geht man natürlich in die Mall! Einkaufen bis die Kreditkarte glüht, vom Nike Store über Victoria Secrets und den Levi’s Laden zum Oakley. Es ist einfach normal, dass auch ein Mensch im Rollstuhl sich in diesen Menschenmassen bewegt.
Zu Gast im "Raketen-Garten"
Ich bin ja ausgeflippt, als ich ein paar Tage zuvor gelesen habe, dass wir den Start einer Falcon-9-Rakete live im Kennedy Space Center sehen können. Selten habe ich einem Ereignis so entgegen gefiebert. Und auch hier ist es einfach normal, dass auch ein Mensch mit Rollstuhl hierher kommt.
Man erlebt die Normalität als etwas so Besonderes und gleichzeitig als total Entspannendes. Vorbei am „Raketen-Garten“ geht es zu einer Wiese, auf der wir freies Sichtfeld zur Startrampe haben. Wir verfolgen den Countdown auf der Video Wall, beobachten wie die Triebwerke zünden und sehen ein paar Augenblicke später, wie sich die Rakete in den wolkenlosen Himmel erhebt. Die Amerikaner beherrschen es einfach, eine gute Show zu bieten, was sich auch an den anderen Attraktionen hier zeigt, wie die Ausstellung zum Space Shuttle Atlantis.
Wenn mir jemand 2019 erzählt hätte, dass ich das Kennedy Space Center oder zwei Tage Disney World so auskosten könnte, dann hätte ich ihn damals glatt für verrückt erklärt. Fast verrückt ist es für mich, welchen Spaß ich in Disney World haben konnte. Kein Tag im Magic Kingdom darf ohne Feuerwerk zu Ende gehen. Es gibt sogar einen abgetrennten Bereich mit freier Sicht auf das beleuchtete Disney Schloss und das Spektakel am Himmel.
Mein Tipp: Kauft Souvenirs schon tagsüber, nach dem Feuerwerk sind die Läden total überfüllt und die Schlangen an den Kassen endlos.
Ohne den Rollstuhl hätte ich das Alles in diesem Urlaub niemals so erleben, geschweige denn so genießen können. Wer im Rollstuhl Urlaub machen möchte, für den sind die USA ein echter Tipp. Es ist zu schön, einfach normal zu sein.
Das war der persönliche Reisebericht von Matthias Fuchs aus dem Guidzter.com-Team. Ihr könnt ihn und weitere Guides bei uns auf der REHAB treffen. Hier stellt er seine Reise-Erlebnisse live vor.